Rötha liegt etwa 20 km südlich von Leipzig an der Kleinen Pleiße, einem Nebenarm der eigentlichen Pleiße, im sogenannten Leipziger Neuseenland. Seit 2015 gehören die Ortsteile Espenhain, Mölbis, Oelzschau und Pötzschau zu Rötha. Die folgenden Ausführungen beschränken sich auf das „alte Rötha“, zu dem seit 2015 die Ortsteile Espenhain, Mölbis, Oelzschau und Pötzschau gehören. Rötha entwickelte sich aus einer slawischen Ansiedlung, fand schon im frühen 12. Jahrhundert erste Erwähnung und wird 1292 erstmalig als Stadt bezeichnet. Es hat heute um die 4.000 Einwohner. Etwa weitere 2.000 Einwohner leben in den Ortsteilen.
Die 1255 dem heiligen Georg gewidmete Stadtkirche und die 1518 als Wallfahrtsstätte geweihte Marienkirche prägen bis heute das Bild von Rötha. Für beide Gotteshäuser stiftete der Rittergutsbesitzer Christian August Freiherr von Friesen auf Rötha 1718 und 1721 jeweils eine Orgel aus der sächsischen Werkstatt Gottfried Silbermanns, die bis in die Gegenwart Interpreten und Gäste aus Deutschland und der internationalen Musikwelt anlocken.
Rittergut und Schloss waren von 1592 bis 1945 in Besitz der Adelsfamilie von Friesen. Sie bekleideten hohe militärische und Staatsämter am Dresdener Hof. Das nach dem Dreißigjährigen Krieg im Jahre 1669 fertiggestellte Schloss zeichnete sich durch seine kunstvolle Ausstattung und eine wertvolle Bibliothek aus.
Karl Freiherr von Friesen als Bauherr hatte sich besondere friedenstiftende Verdienste für Sachsen nach dem 30jährigen Krieg erworben. In Gedenken daran, ließ er den Turm mit einem vergoldeten Friedensengel unter der Wetterfahne bekrönen.
Im Norden schloss sich ein ausgedehnter Park an. Hohe Bedeutung kam dem Schloss durch seine Rolle in der sächsischen Politik 1813 zu. Während der Völkerschlacht bei Leipzig hatten die gegen Napoleon I. verbündeten Monarchen Kaiser Franz I. von Österreich, Zar Alexander I. und König Friedrich Wilhelm III. von Preußen zwischen dem 16. und 19. Oktober des Jahres im Freiherrlich Friesenschen Schloss Rötha ihr Hauptquartier eingerichtet.
Den Ruf „Perle der Pleißenaue“ erwarb sich Rötha seit dem letzten Viertel des 19. Jahrhunderts, als Heinrich Freiherr von Friesen mit Obstanbau und Kelterei seinen Ruf als Gartenstadt begründete. Mit der Bodenreform und Enteignung der Familie von Friesen wurde 1945 das letzte Kapitel in der Geschichte des Schlosses aufgeschlagen, das 1969 mit seiner völligen Beseitigung durch Sprengung endete. Nachfolgend führten der unkontrollierte Abbruch von Gutsgebäuden sowie das Errichten von Neubauten zur völligen Verunklärung des einst stadtprägenden Ensembles.
Heute liegt Rötha im Leipziger Neuseenland. Hier entsteht aus dem einst bergbaulich geprägten Industrieraum zwischen Bitterfeld, Delitzsch, Leipzig und Borna ein Verbund aus Fließgewässern und Seen, die künftig rund 200 km schiffbare Gewässer umfassen werden. Der Verein betreibt inzwischen eine interessante Ausstellung zu Geschichte und Bedeutung des Schlosses in der Patronatsstube der St.Marien-Kirche.
Dr. Sabine Schneider,
Manfred Küster, Büro für Denkmalpflege Leipzig